Jeschua ben Josef, der Nazarener

Fortsetzung X

Die Ungläubigen fragten Jesus, wer ihm die Vollmacht gegeben habe, diese Dinge zu tun. Er gab zur Antwort, er schöpfe aus denselben Quellen wie Johannes der Täufer.

Es hätte weder ihm noch den Fragestellern etwas gebracht, sich selbst und seine Kräfte den Spöttern zu offenbaren. Die Wahrheit vermochte nicht in sie einzudringen, da sie ihm gegenüber ihre Herzen verschlossen hatten.

 

Während des Tages belehrte Jesus die Menge.

In den Abendstunden sprach er auf dem Ölberg zu seinen Jüngern über die esoterischen Wahrheiten. Viele seiner Anhänger diskutierten untereinander die Geschehnisse des Tages. Der kleinen Gruppe der Jünger prophezeite er zukünftige Ereignisse und ließ sich weitläufig über Themen aus, die er bereits bei früheren Zusammenkünften angesprochen hatte.  Die Tempellehren am Dienstag befassten sich mit den Grundzügen individueller Einweihung, ihren Voraussetzungen und Verantwortungen. Sein erstes Gleichnis an diesem Tage schloss mit der bedeutungsvollen Aussage:

 

„Denn viele sind berufen, aber nur wenige auserwählt.“

 

 Jesus wusste, dass sich jeder, den es nach geistigem Wissen dürstet, einer Prüfungszeit unterziehen muss, die verborgene Charakterzüge an´s Tageslicht bringt. Viele, die gerne als Jünger aufgenommen werden wollten, konnten nicht für die innere Schulung zugelassen werden, da sie nicht bereit oder unfähig waren, ihre Selbstliebe abzutöten. Ein Schriftgelehrter fragte Jesus arglistig nach der Steuerzahlung an die römische Obrigkeit. Die Antwort des Herrn gilt als eine seiner scharfsinnigsten Aussagen:

 

„Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist und Gott, was Gottes ist.“

 

Dieser Rat bezog sich nicht nur auf seine Feinde, sondern auch auf seine getreuen Anhänger, die er an die Werte von Gerechtigkeit und Polarität erinnern wollte.

Der Respekt des Menschen vor den geistigen Prinzipien und Bedürfnissen sowie die angemessene Achtung vor den weltlichen Gesetzen und Forderungen sollten sich im Gleichgewicht befinden.  Denn ich sage euch, ihr werdet mich von jetzt an nicht mehr sehen, bis ihr sprechen werdet:

 

„Gepriesen sei der, der da kommt im Namen des Herrn.“

(Matthäus 23,39)

 

Mit diesen Worten wollte Jesus andeuten, was wir werden sollen.

Er verwendet häufig den Begriff „Erlösung“, was so viel wie sichere Heimkehr bedeutet. Seine Erläuterungen konzentrierten sich darauf, dem Menschen den richtigen Beweggrund und einen sicheren Weg zu weisen, bewusst in den Zustand der Göttlichkeit zurückzukehren.

 

Während jener letzten Woche seines irdischen Daseins legte er besonderen Wert auf die Vorbereitung. Er wies seine Jünger an, bereit zu sein, wie die Braut bereit ist, die ihren Bräutigam erwartet. Das Gleichnis von den zehn Jungfrauen berichtet, dass fünf von ihnen vergaßen, Öl für ihre Lampen zu besorgen. Die Übrigen fünf nahmen außer ihren Lampen auch Öl mit und waren bereit, als ihr Bräutigam kam. Die vergesslichen Jungfrauen erwarteten von ihren Schwestern, dass sie ihnen von ihrem Öl gaben. Ihre Bitte wurde abgelehnt. Aus geistiger Sicht spielt diese Parabel auf das „Öl der Erleuchtung“ an, das den Menschen mit strahlender Substanz erfüllt. In den entscheidenden Stunden müssen sich die bereiten Menschen auf ihrem Weg befinden und so handeln, wie es ihnen ihre Vorbereitung ermöglicht. Seine Anhänger, die gerüstet waren, stärkte Jesus mit den Worten:

 

„Kommt ihr Gesegneten meines Vaters, ererbet das Reich, das euch von Grundlegung der Welt an bereitet ist.“

(Matthäus, 25,34)