Wissen und Leben der Eingeweihten

Fortsetzung 3

Jeder Menschengeist kommt direkt von der göttlichen Urquelle des Seins und durchdringt die Materie von oben her. Geist als solcher ist göttlich und kann sich nicht entwickeln. Sein Entwickeln besteht im Durchbrechen der seelischen und körperlichen Hülle, in der ein Menschengeist wirkt, durch seelische und körperliche Vergeistigung. Dieser Vergeistigungs-Prozess ist das, was wir auf Erden, von unserem irdischen individuellen Standpunkt gesehen, als seelische und geistige Entwicklung bezeichnen, die aber in Wirklichkeit keine Entwicklung von unten herauf mehr ist, sondern ein Hinein dringen, also ein Entfalten von oben her darstellt.

 

Der Schöpfer hat Menschen geformt und in Erscheinung treten lassen, um seinem unendlichen Liebesdrange Ausdruck verleihen zu können. Denn was nützen ihm selbst alle Freuden und Schönheiten, wenn er sie immer nur allein genießt und nicht gleichzeitig auch andere daran teilnehmen lassen kann, wodurch seine grenzenlose Liebe zur grenzenlosen Glückseligkeit verwandelt wird. Diese Glückseligkeit kann nur erreicht werden durch freiwilliges Eingehen darauf und nicht durch Zwingen dazu. Im Augenblick, wenn Gott zwingen würde, hätte er den Menschen auch schon den freien Entscheidungswillen genommen und sie ihrer Anwartschaft beraubt, je seine Mitschöpfer und Helfer zu werden. Darum müssen auch Engel, das personifizierte Gute und Heilige, erst einmal Mensch geworden sein, ehe sie nicht nur einfach automatisch Gute und Reine sind, sondern das Gute und Reine ebenfalls aus freier Wahl und damit als Kinder Gottes tun und somit erst zu Kindern Gottes geworden sind, die selbst handeln und schöpfen und nicht bloß automatische Ausführungs-Boten Gottes darstellen.

 

Am besten lässt sich die Frage, woran man einen Eingeweihten erkennen kann, beantworten durch Aufklärung darüber, was ein wirklicher Eingeweihter niemals tut oder tun wird. Ein solcher wird niemals okkulte Kurse veranstalten, niemals Hotel-Suiten bewohnen, niemals Ansprüche auf irgendetwas erheben, niemals sich rühmen, Aufschlüsse über Vorleben geben zu können, niemals Wunder wirken, nur zur Befriedigung von Neugierde, vor allem aber wird er in seinem Auftreten ein sehr bescheidener Mensch sein, ja geradezu sich unauffällig benehmen. Meister und Eingeweihte wollen nur aufklären, fördern und helfen, aber keine Wundermenschen oder gar Wunderapostel sein. Die Hilfe eines Meisters oder Eingeweihten kommt für jeden, nicht wahrnehmbar, wenn irgendjemand aus eigener Kraft strebt, sich geistig und selig zu entwickeln. Das aber muss jeder allein tun. Braucht er Hilfe, so bete er direkt zu Gott, wie zu einem Vater. Kommt dann Hilfe durch einen Eingeweihten oder Meister, so kommt solche Hilfe nur auf Gottes Geheiß. Das ist dann das Richtige.

 

Ist es nicht merkwürdig, dass man alle früheren Verwandten, Freunde und Bekannten anscheinend immer wieder trifft, und zwar mal im Jenseits, und dann wieder hier auf Erden? Nein. Ein jeder Mensch ist eine Individualität, als solche ein besonderer Funken Gottes und damit ewig während wie Gott. Gott will aber seine unzähligen Geistesfunken genau so selbständig machen wie Sich selbst, um intelligente, freudige, aber auch absolut zuverlässige Mitarbeiter zu haben. Deshalb muss jeder von Ihm als Individualität abgesonderter Funken erst Eigen-Erfahrungen sammeln. Durch Verwandte, Bekannte und Freunde werden nun „Typen“ in seine seelische und geistige Entwicklung zum absolut freien Mitarbeiter Gottes hineingeführt, die sozusagen die Typen der ganzen übrigen Menschheit charakterisieren. Keine Individualität braucht alle Menschen einzeln im Entwicklungs-Dasein zu treffen, sondern nur Vertreter von deren Typen. Solche sind dann die Verwandten, Freunde und Bekannten, die jeder Mensch hat. Die Verbindungen und Bindungen – böser und guter Art -, die er so knüpft, sind seine dauernden Examens-Proben zur Endentwicklung als wirklich freier Mensch und aktiver Mitarbeiter Gottes. Mit Verwandten, Freunden und Bekannten bleiben wir verbunden, solange wir immer noch an unserer Vervollkommnung zu arbeiten haben. Diese Verbindungen können nur durch unsere Selbstbefreiung infolge Entwicklung der Seele und des Geistes, bis zu deren Vereinigung, deren Wiedergeburt, aufgelöst werden.