Hochmut (superbia)

Eitelkeit, Stolz, Übermut

Bildinterpretation

Bildbeschreibung:

 

Anführerin aller Laster, reitet auf einem Löwen oder Pferd. Ihre Symbole: ein Mann, der kopfüber von einem Pferd oder einem Turm herabstürzt; gekrönte Frau mit Fledermausflügeln und Pokal und Zepter in den Händen, oft auf einem Löwen reitend; Kentaur, Adler, Pfau

 

Interpretation:

 

Was für eine Farbe hat das Pferd?

Ich sehe ein Pferd, die eine Seite weis, die andere Seite schwarz.

 

Der Adler – König der Lüfte. Hoch am Himmel kreisend, nimmt er doch sehr genau wahr, selbst kleinste Details im Unten, am Boden, ohne den Blick für das Ganze verlierend.

Nicht von ungefähr verbinden sich viele Schamanen mit seinem Geist, um durch seine Augen die Welt zu sehen.

Wessen Blick von hoch oben über die Ebenen schweift sieht mehr als der, der auf der (unteren) Ebene steht.

 

 Den Pfau sehe ich in gegensätzlicher Bedeutung. Einerseits steht er für die Schönheit und Vollkommenheit der Schöpfung.


Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nähret sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ (Mt. 6,26)


Andererseits verkörpert er menschliche Überheblichkeit, Arroganz, die Einbildung, etwas besseres zu sein, schöner zu sein als andere.„… Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie?“ – in falscher, unangemessener Interpretation – nicht aus demütiger Schau und dem Blick der Liebe gesehen, sondern aus dem Blickwinkel der Einbildung, der Verblendung, der Illusion, der Ich-Bezogenheit eines übersteigerten Ego.


Deine Wahrnehmung bestimmt Deine Realität.

 

Ein Mann, der Kopfüber von einem Turm stürzt …

Sturz, Fall, Vernichtung und Zerstörung kommt mir da sofort in den Sinn. „Wer hoch steigt, der Tief fällt“ – so sagt der Volksmund und „Hochmut kommt vor dem Fall“.

Doch noch ein anderer Gedanke flammt auf – Tarotkarte XVI – Der Turm.

Der Mensch, der durch die Pfeiler der Transformation geschritten ist , wird mit ganz entscheidenden und wichtigen Tatsachen konfrontiert – Transformation heißt nicht, dass ihm, dem Menschen, jetzt jede Entscheidung abgenommen wird und es auf der neu erreichten Ebene nichts mehr zu tun gibt … (Leuenberger, Schule des Tarot)

Hochmut als Werkzeug spiritueller Prüfung – das Prinzip der Dualität, die sich in diesem Bild mehrfach ausdrückt.

 

Nicht alles ist, wie es scheint. Und nicht jeder Schein trügt. Und nicht jedes Trugbild vermag zu täuschen. Jede Ebene enthüllt ihre Wahrheit dem, der Zutritt erhält.

Jeder Tugend steht ein Schatten gegenüber. Jede Gnade birgt in sich eine Versuchung. Gewaltig die Kräfte, die sich gegenüberstehen. Glücklich der Mensch, der das Gleichgewicht der Kräfte aus Gnade hält. Dessen Geist zu unterscheiden vermag – der mit dem Herzen sieht, was dem Verstand (menschlicher Geist) verborgen bleibt. Der nicht zaudert noch verzagt, noch von Ängsten gehemmt ist. Dessen Vertrauen unerschütterlich ist … und sich vom Göttlichen geliebt weiß. Der bezeugt was er sieht – denn der, der ihn sehen lässt, wird ihn bezeugen.


Licht zu Licht, Wahrheit zu Wahrheit – Schatten zu Schatten; Weisheit gebietet über die Schatten.


Von Menschen gezeugt, doch aus dem Geist geboren … Wohl dem Menschen, dem sich das erschliesst.Sie  sind jene, die auf dem Pfad wandeln.

Ihre duale Gegenkraft ist die Demuth.