Neid (invidia)

Bildinterpretation

Bild:

 

Frau auf einem Hund reitend, der einen Knochen im Maul trägt, manchmal auch auf einem Drachen; Symbole: Schlange, Hund, Skorpion, Fledermaus. Im Barock oft auch Darstellung einer Frau mit entblößten Brüsten, die mit beiden Händen den eigenen Hals zuschnürt.

 

Interpretation:

 

Wie der Bär steht der Wolf in der Alchemie für die Urinstinkte. Er ist also ein Verweis darauf, das es sich beim Neid um eine Versuchung aus den Unteren, dem Tierreich entstammenden Instinkten und Trieben handelt. Dort kennen wir den Begriff des Futterneides. Jener Ebenen, in die die noch unbewusste Seele geboren wird.

Woraus ich wiederum folgere, im Umkehrschluss, das sich der Neid durch Bewusstwerdung und bewusstes Leben (erwachte Seele/erwachter Geist) überwinden lässt.

 

Menschen neiden das, was andere Menschen erreicht haben/erwerben konnten, während es für sie selbst unerreichbar blieb. Hinzu gehört aus meiner Sicht das Verhalten vieler Eltern, die in ihren Kindern einen Erfüllungsgehilfen dessen sehen, was für sie unerreichbar blieb. Die ihre eigenen, unerfüllten Träume auf ihre Kinder projizieren und erwarten, dass diese den Traum der Eltern erfüllen. Für mich ein seelischer Missbrauch und eine unterschwellige Form von Psychoterror.

 

Bedeutung des Hundes als Krafttier:

Loyalität, Mitleid, Liebenswürdigkeit, Spürsinn, Führung

 

Knochen im Maul des Hundes – oft geben Hundebesitzer ihrem Schützling das Lieblingsspielzeug ins Maul, um damit einen Beißreflex zu unterbinden. Es ist eine Art von sanfter Ablenkung, zum Schutze des Tieres und derer, die ihm begegnen.

Ein Ausdruck, den ich dem Wesen der Zähmung zuordne. Hier in spielerischer Form.

Doch der Mensch, der neidet, beherrscht nicht die Materie, er wird von der Materie beherrscht. Es ist eine Umkehrung der göttlichen Ordnung. Ein falsches Spiel.

Da der Knochen auch als Symbol des Todes angesehen werden kann, lässt sich daraus folgern, dass der Mensch, der neidet, daran zugrunde geht.

Knochen werden aber auch in spirituellen Kreisen als Energiespeicher des Sonnenlichtes gesehen und mit unserem Lichtkörper in Verbindung gebracht.

So gesehen symbolisiert das Bild, vom Hunde mit dem Knochen im Maul, ganz eindeutig die Beherrschung des Geistes durch die Materie und somit die Umkehrung der göttlichen Ordnung als eindringliche Warnung vor dem Wesen des Neids.

 

"… die mit beiden Händen den eigenen Hals zuschnürt" – Analogie zum Bild Geiz – hier ist es der Geldsack, der den eigenen Hals zuschnürt – dies legt nahe, dass Gier/Geiz und Neid in engem Zusammenhang stehen.

 

Im Barock oft auch Darstellung einer Frau mit entblößten Brüsten, die mit beiden Händen den eigenen Hals zuschnürt. Symbolisiert in Form dieser Aussage, dass Neid so weit gehen kann, dass ein Mensch sich lieber selbst zerstört, als auch nur eine Winzigkeit, von sich, mit anderen zu teilen oder, einen anderen Menschen tötet, damit niemand anders bekommt, was man selbst nicht haben/behalten/besitzen kann. Ein sehr häufiges Motiv bei Tötungsdelikten aus Eifersucht. Auch hier zeigt sich sehr direkt, dass Eifersucht oft der Wegbereiter des Neides ist.

 

Die Schlange ist wohl im biblischen Sinne zu sehen, als Zeichen der Verführung.

Denn in den indischen und östlichen Lehren und in der Kabbala hat die Schlange ein positives Image, wie auch in der Medizin und der Magie (Stab des Merkur).

Bedeutung als Krafttier: ewiger Wandel, Wiedergeburt, List, Lebens- und Sexualenergie, Vergeistigung der Triebkräfte, Selbstheilung, geheimnisvoll, alte Kräfte, transformierend.

 

Dann gibt es noch das archetypische Symbol der gefiederten Schlange.

Die gefiederte Schlange, die auch Regenbogenschlange genannt wird, bewacht in fast jeder Kultur, die innere Einweihungsriten kennt unter verschiedenen Namen das Tor der Weisheit und prüft den Aspiranten, ob er bereit und würdig ist, einzutreten. Sie erscheint nur bei den höchsten Einweihungenund wird manchmal auch als Drache wahrgenommen. Um eine solche Einweihung kann man nicht bitten, sie wird gewährt, wenn man dazu bereit ist.