Trägheit (acedia)

Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzenz

Bildinterpretation

Bild:

 

Sie reitet auf einem Esel; ein Mann, der schläft, während die Ochsen vom Pflug weglaufen; eine Frau, die mit dem Spinnrocken im Arm ruht; ein Vogel Strauß (mit Kopf im Sand).

 

 

Interpretation:

 

 

Esel: als Krafttier

 

Der Esel ist ein unbesungener Held, der oft falsch dargestellt und falsch verstanden wird. Sie werden über 40 Jahre alt und sind wendige und gutwillige Arbeiter mit einem sanften Gemüt. Sie galten einst als Statussymbol für ihre Besitzer.

Es gibt die verschiedensten Mythen und Fabeln, wie die Esel zu dem kreuz auf dem Rücken kamen. In einigen Kulturen glaubte man, dass der Esel den Schöpfer auf seinem Rücken trug und die Streifen an seinen Beinen beim durchschreiten der Palmwedel erhielt, die man auf seinem Weg legte, als Ehrung für die Last die er trug. Andere Geschichten erzählen, dass der Esel vom Schöpfer gesandt wurde um den Propheten in den Himmel zurückzutragen. Der Esel verkörpert die Qualitäten von Ausdauer und Dienstbarkeit. Esel sind unermüdliche Arbeiter mit einer starken spirituellen Verbindung.

 

Esel mögen keine Veränderungen und erscheinen oft als starrköpfig. Wenn sie etwas als gefährlich erachten, dann dann tun sie das einfach nicht, und zwar nicht weil sie starrköpfig sind, sondern weil sie ihre eigenen intuitiven Sinne achten. Sie sind schlau genug um zu wissen ob sie etwas können oder nicht. Sie lehren uns, unser eigenes, persönliches Wissen zu achten und dem treu zu bleiben.

Esel haben gelernt, aus schwierigen Situationen herauszufinden und entwickelten dazu listige und schlaue Überlebenseigenschaften. Wenn der Esel in unser Leben tritt, dann bittet er uns, anzuhalten und auf das zu schauen was uns herausfordert, um einen Weg zu finden, der uns in Sicherheit vorankommen lässt.

Die Ohren des Esels sind groß und trichterförmig. Sie können Geräusche aus großer Entfernung wahrnehmen. Esel verstehen die Botschaft, die jeder Klang in sich trägt. Sie lehren uns, wie wir unsere Hellhörig-Fähigkeiten erwecken und auch verstehen können. Der Esel, ein erstaunliches Tier, ist ein Meister-Lehrer. Wenn er in deinem Leben erscheint, dann bittet er dich, deine eigenen, in dir verwurzelten Gaben, zu erwecken, zu entwickeln oder auf einem oder mehreren Gebieten in deinem Leben anzuwenden.

 

Das die Trägheit auf einem Esel reitet, könnte also daran liegen, das der Zeichner den Esel missverstanden hat und seine scheinbare Sturheit und Starrköpfigkeit einbringen wollte als Hinweis auf die Ignoranz und als Feigheit des Herzens. Vielleicht auch noch als Statussymbol.

 

Oder der Esel wurde bewusst als Kontrast gewählt. Alls ein Hinweis: „Hey, sei wachsam, höre auf Deine innere Stimme, prüfe, warum Du Dinge ablehnst, aus welcher Motivation. Oder gehörst Du gar zu jenen, die nicht NEIN sagen können, aus Angst, es könnte ihnen vorgeworfen werden? Die sich übernehmen/überlasten, weil sie nicht gelernt haben zu erkennen, wo ihre Grenzen sind?

 

 

 … ein Mann, der schläft, während die Ochsen vom Pflug weglaufen

 

Ochse/Rind

Rinder sind intelligent und unglaublich wachsam. Sie reagieren instinktiv und haben habe eine unheimliche Fähigkeit Gefahren zu spüren, sowie sich ergebende Gelegenheiten zu ergreifen. Wenn Rinder uns mit ihren großen Augen ansehen, kommt es uns vor, als ob sie durch uns hindurchsehen können. Ihr hypnotischer Blick schiebt unsere persönliche Illusion beiseite und erweckt die Liebe in uns. Jeder der in die Augen eines Rindes gesehen hat, kennt das Mitgefühl das diese Augen ausstrahlen.

 

Pflug

Der Pflug wendet die Erde um, damit sie neue Früchte hervorbringen kann. Es ist ein Arbeitsgerät, das geführt und bedient werden will. Als solches verkörpert es auch den Aspekt der Arbeit.

 

schlafender Mann

Die männliche Energie ist die des Elementes Feuer. Dieses wiederum ist Ausdruck des Willens und der Tatkraft.

 

Ein Mann, der während/bei der Arbeit einschläft, steht im Widerspruch zu seinen Energien, seinen Kräften. Er versäumt es, den Acker zu bestellen – seine Lebensgrundlagen zu erwirtschaften. Er vergibt die Chance, neuen Früchten den Weg zu bereiten. Und letztlich verliert er auch noch das, was er hat – den oder die Ochsen. Seine Helfer, seine Zugtiere, aber auch eine mögliche Nahrungsquelle. Die Tiere erkennen, das ohne die Arbeit ihres Herren auch ihre Existenz gefährdet ist und es ist die Gelegenheit, Freiheit zu erlangen. Ein Abenteuer zu erleben. Es ist ein starker Verweis darauf, das Arbeit sehr spirituell ist und ein spirituelles Leben immer auch ein aktives Leben ist.

 

Dieses Bildelement erinnert mich auch stark an:

 

„Sehet nun zu, wie ihr höret; denn wer irgend hat, dem wird gegeben werden, und wer irgend nicht hat, von dem wird selbst was er zu haben scheint genommen werden.“ (Lukas 8,18 Eberfelder)

 

 

... eine Frau, die mit dem Spinnrocken im Arm ruht

 

 Spinnrocken

Auf der spirituellen Ebene symbolisiert der Spinnrocken Zeit, Schöpfung und Schicksal. Viele Symbole, die in Verbindung mit Garn, Weben und Spinnen stehen, haben einen Zusammenhang mit der Erschaffung intuitiver Muster im Leben. Stellt aber auch weibliche Eigenschaften oder den Strom der Zeit dar.

 

An der, bei der Arbeit, schlafenden Frau fließt der Strom der Zeit ungenutzt vorbei. Sie kann keinen Einfluss nehmen auf die Geschehnisse (Muster) und nimmt keinen Einfluss auf ihr Schicksal. Zu sehen als Analogie zum „schlafenden Mann“. Auch für die Frau ist Arbeit ein spirituelles Handeln und eine Notwendigkeit im Leben. Wenn auch ihre Kräfte, Energien und ihr Wesen sich von dem des Mannes unterscheiden.

 

 

… ein Vogel Strauß (mit Kopf im Sand).

Dieses Bildelement assoziiere ich sehr stark mit der Thematik Zivilcourage. Gerade für unsere aktuelle Zeit ist es recht typisch geworden, das Menschen wegsehen – wegsehen und nicht eingreifen bei Schlägereien, Einbrüchen oder wenn Menschen rassistisch beschimpft und bedrängt werden. Noch immer Neonazis Demonstrationen genehmigt bekommen, die nicht immer verhindert werden. Drogen an Schulen oder auf Schulhöfen vertickt werden. Noch immer viel zu viele Eltern Gewalt als Erziehungsmethode ansehen und oft selbst gewalttätig sind. Einfach weitergeben, was sie an Ungerechtigkeit erlebt haben und erleben mussten. Richter Prozesse verschleppen oder, gegen bestimmte Tätergruppen, auffällig milde Urteile fällen. Der Bundesgerichtshof zum Anwalt aller von Hartz IV-Betroffenen (meist wegen Krankheit + Alter über 40 dazu verdammt und ohne Chance auf dem Arbeitsmarkt) werden musste, weil es sonst niemanden gibt, den es kümmert oder der sich nachhaltig kümmert. Unser Land unvorstellbare Beträge investiert in Euro- und Bankenrettung – für Kinder- und Altersarmut aber nur lächerliche Beträge zur Verfügung stellt und um jeden Cent feilscht.

Als biblische Geschichte verbinde ich, intuitiv, ,mit dieser Todsünde die Geschichte von Jona, der zwar den Auftrag JAHWES annimmt, doch dann versucht zu fliehen und von  einem Wal verschlungen wird, was als mystischer Tod angesehen werden kann.

Die duale Gegenkraft zur Trägheit ist die Hingabe an Gott und die Liebe Gottes, verbunden mit dem Dienst und der werktätigen Liebe, wie auch Mut und die Auflösung aller Ängste durch Vertrauen und Liebe.

Anmerkung

 

Besonders spannend finde ich, das der Kabbalist die Trägheit auch als eine Form von Verweichlichung ansieht.