Wollust (luxuria)

Bildinterpretation

Bild:

 

meist auf einem Schwein oder Bock reitend, Spiegel und Zepter in der Hand; Schlange an Brust oder Geschlechtsteilen einer nackten Frau; nackte Frau mit Schlangen und Würmern auf dem Rücken; Sirene, ihre Fischschwänze in den Händen haltend; Kuß zwischen Mann und Frau; weitere häufige Attribute: Bock, Schwein, Affe

 

Interpretation:

 

Luxuria = Prunksucht, Verschwendungssucht, Übermut, Juristisch = Fahrlässigkeit, Glauben = Unkeuschheit

 

Spiegel – der Spiegel des Narren, anderen einen Spiegel vorhalten, sich selbst im Spiegel sehen, sich selbst im „Spiegel der Anderen“ erkennen;

 

  • Der kabbalistische Spiegel – hinter die Maske (Persona) sehen – den wahren Menschen erkennen.
  • Zepter – Zeichen der Macht, Herrschaft – oft in Verbindung mit Kugel (Darstellung der Welt)
  • Schlange – Gleichnis von der Verführung im Paradies
  • Nackte Frau – Sinnbild für Verführung
  • Bock – als Assoziation des Triebes, Verweis auf die „niederen Triebe“ (Erbe der Tierseele)
  • Schwein und Affe sehe ich nicht als Assoziation
  • Sirene – Verführung/Betörung durch Gesang

 

Das Zepter verweist auf die große Macht und Stärke der Triebe (Bock), die wir aus dem Tierreich geerbt haben, im Allgemeinen und der des Sexualtriebes im Besonderen.

 

Das lichte Ziel des Sexualtriebes ist die „Arterhaltung“, die bewusste, gewollte Fortpflanzung, in Verbindung mit dem Gefühl der Liebe. Der Mensch beherrscht seinen Trieb, kanalisiert ihn durch Liebe. Seine duale Gegenkraft ist hemmungslose, nicht zielgerichtete und vom Gefühl der Liebe losgelöste Befriedigung, die nicht selten zur Sucht (krankhaft) sich weitet. Oft einhergehend mit Perversion, was die Seite des linken Pfades kennzeichnet – aus meiner Sicht sind nicht umsonst sexistische Rituale ausdrucksweise verschiedener Gemeinschaften des linken Pfades.

 

Der Spiegel verweist darauf, dass sich in der Wollust das wahre Gesicht des betreffenden Menschen zeigt, sich die Seele offenbart. Hier hinein gehört aus meiner Sicht auch das gesamte Spektrum sexueller Straftaten.

 

Die nackte Frau, als Sinnbild der Verführung (auch die Sirene steht für Verführung/Betörung), verweist besonders stark auf den sexuellen Aspekt, die Schlange assoziiert für mich das Bild von der „Verführung im Paradies“ und wäre somit Sinnbild für den gefallenen Engel Luzifer.

 

Was wiederum ein Verweis auf den linken Pfad ist. Wer sich der Wollust hingibt, läuft also Gefahr, sehr tief zu fallen – z.B. durch Abstumpfung des Fühlens. Läuft Gefahr, abhängig zu werden. Läuft Gefahr, Schrittweise, die Kontrolle zu verlieren. Die Würmer (Assoziation Maden) sehe ich durchaus als Assoziation zum Sterben/Tod. Nicht selten sind Sexualkrankheiten Begleiter solcher Menschen. Im übertragenen Sinne ist es auch ein „Sterben“ der lichten Seele.

 

Die Wollust spiegelt den Menschen, der von seinen Trieben beherrscht wird und zu ihrem Diener wurde, ihnen verfallen ist.

 

Dem Begriff Luxuria wird dieses Bild jedoch nicht gerecht.

 

Moderne Bilder für dieses Wort wären Nobelkarossen, große Privatjachten, Lebensmittel in einer Mülltonne oder auf Straße liegend, ein betrunkener Autofahrer; ein LKW-Fahrer, der die Ruhezeiten nicht einhält; das Aufspringen auf einen fahrenden Zug …

 

 Das biblische Bild ist für mich „Sodom und Gomorrha“.

Die dualen Gegenkräfte zur Wollust sind Enthaltsamkeit, Gelassenheit und Losgelöstheit.